Fotoapparate für die Mülltonne
(Alle Bilder hier mit Künstlicher Intelligenz generiert mit
Midjourney/DALL-E 2/AI ART)
Es ist mittlerweile einfach einer App zu sagen: „Kreiere mir eine Straßenportrait im Stile von Bresson vor dem Brandenburger Tor mit einem als Hase verkleideten Menschen. Schön ausgeleuchtet und bitte noch einen Fuchs mit drauf.“
(Kleine Anekdote: Gar nicht weit vom Brandenburger Tor habe ich nachts wirklich schon mal einen Fuchs fotografieren können. Das Bild ist zwar nicht mehr, als ein Schnappschuss, aber es war für mich an dem Abend sehr überraschend und letztendlich das Highlight des Fototages, an den ich mich gerne zurückerinnere.)
In Zukunft werden unsere geliebten Kameras also in Schränken verstauben oder wie damals bei der Ablösung der Schreibmaschinen einfach auf der Müllhalde landen. Vielleicht kann man auch ganz nette Retro-Lampen daraus bauen.Denn AI/KI generierte Bilder sind auf dem Vormarsch und die Ergebnisse werden gefühlt von Tag zu Tag besser. Qualitativ reichen diese vielleicht noch nicht ganz an das heran, was wir Fotografen aktuell mit Kameras produzieren, aber das ist natürlich nur noch eine Frage der Zeit. Sozusagen Feintuning.
Es ist immer gut seinen Feind zu kennen. Deshalb habe ich mich in den letzten Wochen intensiv mit dem Thema beschäftigt um mir eine Meinung zu bilden.
Dazu möchte ich einmal als Einstieg damit beginnen, was KI selbst über das Thema der Ablösung der klassischen Fotografie „denkt“. Dazu habe ich die Frage „Werden KI generierte Bilder die klassische Fotografie ablösen?“ einfach einmal Chat GPT gestellt.
Antwort:
„Es ist unwahrscheinlich, dass KI-generierte Bilder die klassische Fotografie vollständig ablösen werden. Beide haben unterschiedliche Anwendungen und können für unterschiedliche Zwecke verwendet werden.
KI-generierte Bilder können für bestimmte Anwendungen wie beispielweise in der Kunst, in Computersimulationen und in der Spieleentwicklung nützlich sein. Sie können auch dazu beitragen, bestimmte Bildbearbeitungsaufgaben zu automatisieren, wie das Entfernen von störenden Elementen oder das Hinzufügen von Effekten.
Auf der anderen Seite hat die klassische Fotografie ihren eigenen Wert und wird auch weiterhin von vielen Menschen geschätzt werden. Fotografen können mit ihrer Kunst eine eigene Perspektive du Kreativität einbringen, die von einer KI nicht repliziert werden kann.
Es ist jedoch auch möglich, dass KI-generierte Bilder in Zukunft zunehmend in den Mainstream-Medien und der Werbung eingesetzt werden.
Letztendlich wird es von den Anwendungen und Präferenzen der Benutzer abhängen, welche Art von Bildern bevorzugt wird.“
Also gut, die Maschine ist jetzt erst mal nicht davon überzeugt, dass sie uns in allen Bereichen ablösen wird. Will sie uns in Sicherheit wiegen oder gibt es wirklich noch Gründe nicht direkt den Untergang des Abendlandes heraufzubeschwören?
Was ich definitiv glaube, ist dass gewisse Themenfelder der Fotografie in Zukunft sicher von Bedienern von KI-Software übernommen werden.
Wer also Beispielsweise für Kataloge fotografiert, Photoshopkünstler ist oder sehr planbare Auftragsarbeiten erstellt, könnte es in Zukunft schwer haben.
Ob Firmen für diese Produkte dann noch ein entsprechendes Budget einplanen oder mit einer 95% Lösung aus dem KI Baukasten leben können um deutlich Kosten zu reduzieren, wird sicher eine spannende Frage und wird die kommerzielle Fotografie in Teilen grundlegend verändern oder auch verdrängen.
Doch was passiert mit uns Fotografen die Kunst erschaffen? Wird die Öffentlichkeit bald mit so vielen perfekten, künstlich generierten Bildern überschwemmt, dass wir in der schieren Masse untergehen und letztendlich aufgeben? Ersetzt künstlich dann künstlerisch?Die neue Technologie wird sicher die Fotografie beeinflussen, genau wie es auch schon immer gewesen ist. Sei es die Erfindung des Autofokus, die größtenteils geschehene Ablösung der analogen Fotografie durch die digitale bis hin zu immer leichteren Bildbearbeitung mit automatischer Maskierfunktion und Austausch des Himmels auf Knopfdruck.
Aber was sich nie wesentlich geändert hat, ist das Erschaffen der Bilder.
Damit meine ich nicht das technische Bannen von Licht, sondern den Prozess, der vor den Druck auf den Auslöser erfolgt.
Die Neugierde und der Versuch dem Porträtierten einen noch nicht gezeigten Gesichtsausdruck zu entlocken. Durch die Straßen zu ziehen und auf die einzigartige Situation zu warten, die einem nur das echte Leben liefern kann. Zum Sonnenuntergang einen bestimmten Platz aufsuchen und mit der Kamera durchs Gras robben, bis die perfekte Perspektive gefunden ist. Tagelang das Nest der Graureiher beobachten, bis die Jungen schlüpfen und dann den ersten Blick des neuen Lebens in die Welt auf Film oder Sensor bannen. Und noch viel wichtiger, die Bilder die man im eigenen Umfeld schafft um Erinnerungen festzuhalten.
All das wird KI nie können. Sie wird es versuchen vorzugaukeln. Und selbst das funktioniert nur eine gewisse Zeit. Man erinnert sich doch gerne daran zurück, die ersten HDR Bilder erstellt zu haben. Die übersteigerten Kontraste, die Farben, die Lichter… all das faszinierte und hat wirklich Spaß gemacht… zumindest solange es neu war. Denn es war erstens nicht echt, sondern augenscheinlich künstlich, und zweitens konnte es jeder auf Knopfdruck generieren und nachmachen. Schnell hatte zumindest ich mich daran satt gesehen.
Denn warum gehe ich auf die Straße zum Fotografieren. Klar, mein Ziel ist nachher ein cooles Bild. Ja, ich gebe zu es macht mir auch Spaß das nachher in der Öffentlichkeit zu zeigen und freue mich über Feedback.
(Anmerkung: Ich freue mich auch über negatives Feedback… ernsthaft… Gerade im persönlichen Gespräch kommt das Gott sei Dank mittlerweile durchaushäufiger vor. Das würde ich mir auch in Social Media mehr wünschen. Aber nun zurück zum Thema.😉 )
Aber der entscheidende Moment, der für mich die Fotografie ausmacht, ist der, in dem ich den Auslöser betätige. Das Gefühl genau jetzt die richtige 1000stel Sekunde erwischt zu haben!
Und an diesem Punkt ist die KI einfach komplett raus.
Zurück zum Hase-, Tor-, Vollmondbild vom Anfang. Das dadurch generierte Werk wäre vielleicht auch einmalig. Bei entsprechender Technik sicher auch toll für den Betrachter anzuschauen. (Ich kämpfe noch mit den passenden Stichworten, kam dem Ziel aber schon immer nachher.)
Doch da ist kein Kick vorhanden, nichts was mich an dem Motiv mit all den fotografischen Möglichkeiten arbeiten lässt. Nicht die Mühe, die es kostet ein gutes Straßenmotiv überhaupt erst zu finden. Nicht die emotionale Belohnung nach 1000 Bildern endlich mal wieder ein Top Bild geschossen zu haben. Und bleiben wir bei meiner Anekdote vom Fuchs… nicht überrascht zu werden… einer KI kann ich ja nur Dinge vorgeben, die ich selbst überhaupt kenne oder mir ausdenken kann.
Daher hat mich beim Testen nichts lange anhalten fesseln können. Es kam einfach kein Gefühl von Erschaffen auf. Eher immer unterschwellig der Eindruck des Betruges. Ganz ähnlich wie wenn man bei einem Computerspiel durch einen Cheat unsterblich wird. Das Ergebnis ist super, man beraubt sich aber der Möglichkeit des Versagens und so letztendlich auch der Genugtuung des Erfolges.
Also die Fotografie wird KI meiner Meinung daher auf gar keinen Fall ablösen. Die meisten von uns verdienen damit sowieso kein Geld, sondern versuchen vielleicht sogar eher augenzwinkernd die Kosten vor dem Partner zu verschleiern. Damit ist der Anreiz eher gering.
Was allerdings bleibt, und das ist glaube auch der Punkt der vielen Fotografen Bauchschmerzen bereitet, ist dass man irgendwann nicht mehr unterscheiden können wird, welches Bild echt und welches künstlich generiert wurde. Man also der Möglichkeit beraubt wird, dass das Publikum einem noch glaubt. Oder man vielleicht neben der durch KI produzierten Flut perfekter Bilder einfach untergeht. Und hier ist der eigentliche Karsus Knacktus.
Das Positive daran ist, dass es wohl einen Markt für „echte Bilder“, also richtige Fotografien gibt. Und ein Markt wird immer bedient werden. Wenn ich in die Glaskugel blicken müsste würde ich vermuten, dass es in Zukunft eine Art Zertifikat geben wird. Vielleicht aufbauend auf dem sich immer mehr durchsetzenden NFT Konzept (Non-functional-Token). Hierbei wird ganz vereinfacht gesagt auf einer zentralen Plattform (Blockchain) die Einzigartigkeit einer Digitalen Datei (z.B. Foto) hinterlegt.
Wenn ich meine Gedanken jetzt zusammenfasse wird sich die fotografische Welt durch den Einsatz von KI natürlich immer weiter wandeln und wir als Fotografen werden uns anpassen. Doch die Gründe zum Fotografieren sind in all der Zeit im Wesentlichen die gleichen geblieben. Und genau deshalb bin da guter Dinge, dass das auch in 20 Jahren noch mit Kameras Bilder erzeugen und es auch ein Publikum geben wird, dass sich diese gerne anschaut.
Denn trotz Streaming gibt es Kinos und LP´s, analoger Film ist teurer denn je weil so gefragt, trotz E-Autos werden Oldtimer nicht von der Straße verschwinden, Mc Donalds und co. werden die gute Gastroküche nicht verdrängen und gute Werke werden auch weiterhin in richtigen Büchern erscheinen.
Eben weil wir echte Dinge lieben!
Und witzigerweise deckt sich das alles sogar mit KI generierten Text aus dem Einstieg. Wir werden sehen.
To be contiued… in Teil II geht es dann um meine Erfahrungen beim Generieren von KI-Bildern.
Ich bedanke mich bei dir wenn du bis hier hin durchgehalten hast und wünsche dir einen feinen Tag. Wenn du magst kannst du auch gerne deine Gedanken niederschreiben. Ich hänge es dann sehr gerne unten an.
Definition Künstliche Intelligenz und KI-Systeme (Quelle: Website BSI.bund.de)
„Das BSI versteht unter dem Begriff „künstliche Intelligenz“ die Technologie und die wissenschaftliche Disziplin, mehrere Ansätze und Techniken wie zum Beispiel maschinelles Lernen, maschinelles Schließen und die Robotik umfassen. KI-Systeme sind Software- und Hardwaresysteme, die Künstliche Intelligenz nutzen, um in der physischen oder digitalen Welt „rational“ zu handeln. Auf Grundlage von Wahrnehmung und Analyse ihrer Umgebung agieren sie mit einem gewissen Grad an Autonomie um bestimmte Ziele zu erreichen.“